In einer kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Public Health veröffentlichten Studie wurde ein alarmierender Trend aufgezeigt: Fast 20 % der erwachsenen Männer in China sterben an den Folgen des Zigarettenrauchens. Die Forschungsergebnisse unterstreichen nicht nur die gesundheitlichen Risiken des Rauchens, sondern werfen auch Licht auf die wachsenden Herausforderungen im Bereich der Tabakkontrolle in China, dem weltweit größten Markt für Tabakkonsum.
Eine bahnbrechende Studie zur Raucherforschung
Die Studie, die vom chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie sowie anderen Institutionen unterstützt wurde, wurde von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Professor Chen Zhengming (Universität Oxford), Professor Wang Chen (Chinesische Akademie der Medizinischen Wissenschaften) und Professor Li Liming (Universität Peking) durchgeführt. Sie stellt die erste groß angelegte nationale Untersuchung dar, die systematisch den Zusammenhang zwischen Rauchen und Krankheiten in China analysiert. Die Studie verfolgte über einen Zeitraum von 11 Jahren die Gesundheitsdaten von mehr als 510.000 Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 84 Jahren.
Der Fokus lag auf der Analyse von 470 verschiedenen Krankheiten und 85 Todesursachen in Bezug auf den Zigarettenkonsum. Die Ergebnisse waren schockierend: Zigarettenrauchen ist in China signifikant mit 56 Krankheiten und 22 Todesursachen verbunden. Neben den allgemein bekannten Risiken wie Lungenkrebs zeigte die Studie, dass auch Erkrankungen wie Hirnblutungen, Diabetes, Katarakte, Hautkrankheiten sowie Infektions- und Parasitenerkrankungen durch Rauchen gefördert werden können. Viele dieser Zusammenhänge waren bisher weitgehend unbekannt.
Das Ausmaß der Auswirkungen
Die Studie zeigt, dass etwa 20 % der Männer und 3 % der Frauen in der beobachteten Altersgruppe an den Folgen des Rauchens starben. Da der Tabakkonsum in China überwiegend männlich geprägt ist, betrifft das Problem Männer in einem alarmierenden Ausmaß. Besonders stark gefährdet sind Männer, die nach 1970 geboren wurden. „Etwa zwei Drittel der jungen chinesischen Männer rauchen derzeit, und die meisten von ihnen begannen vor ihrem 20. Lebensjahr“, erklärte Professor Li Liming in einem Interview. „Wenn diese Männer nicht mit dem Rauchen aufhören, wird etwa die Hälfte von ihnen an rauchbedingten Krankheiten sterben.“
Dieser Trend deutet darauf hin, dass die gesundheitliche Belastung durch das Rauchen in China in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen wird. Die Forscher betonen, dass dringend Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums erforderlich sind, um eine noch größere Gesundheitskrise zu verhindern.
Raucherentwöhnung Ein schwieriger Weg
Obwohl die Notwendigkeit einer Raucherentwöhnung klar ist, bleibt die Umsetzung schwierig. Laut einem Bericht der Guangming Daily aus dem Jahr 2021 liegt die Misserfolgsquote chinesischer Raucher, die versuchen, durch reine Willenskraft aufzuhören, bei über 90 %. Dies verdeutlicht, wie stark die Nikotinabhängigkeit ist und wie schwer es für viele Menschen ist, langfristig vom Rauchen loszukommen.
Dennoch gibt es Hoffnung: Mit der zunehmenden Verbreitung von Wissen über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens wenden sich immer mehr Menschen an spezialisierte Kliniken zur Raucherentwöhnung oder suchen nach alternativen Lösungen wie E-Zigaretten.
E-Zigaretten als Mittel zur Schadensminderung
E-Zigaretten haben sich in den letzten Jahren als beliebtes Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung etabliert. In Großbritannien beispielsweise waren sie im Jahr 2022 das am häufigsten genutzte Hilfsmittel für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Eine Studie, die 2021 in The Lancet Public Health veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Erfolgsquote bei der Raucherentwöhnung mit E-Zigaretten im Durchschnitt 5–10 % höher ist als bei der Entwöhnung ohne Hilfsmittel. Besonders bei starken Rauchern konnte eine höhere Erfolgsrate festgestellt werden.
Die Cochrane Collaboration, eine weltweit führende Organisation im Bereich evidenzbasierter Medizin, veröffentlichte zwischen 2014 und 2021 fünf Berichte, die die Wirksamkeit von E-Zigaretten bei der Raucherentwöhnung bestätigten. Der jüngste Bericht aus dem Jahr 2021, basierend auf 50 Studien mit über 10.000 Teilnehmern, bewies erneut, dass E-Zigaretten eine effektive Methode zur Reduzierung des Tabakkonsums darstellen. Jamie Hartmann-Boyce von der Cochrane Tobacco Addiction Group erklärte dazu: „E-Zigaretten sind zwar nicht völlig risikofrei, aber weitaus weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten.“
Geringere Schäden durch E-Zigaretten
Neben ihrer Rolle bei der Raucherentwöhnung bieten E-Zigaretten auch potenzielle Vorteile in der Schadensminderung. Eine Studie der School of Pharmacy der Sun Yat-sen University aus dem Jahr 2022 ergab, dass E-Zigarettenaerosole bei gleicher Nikotindosis weniger schädlich für die Atemwege sind als Zigarettenrauch. Chronische Erkrankungen wie COPD könnten durch den Umstieg auf E-Zigaretten besser kontrolliert werden. Eine im Jahr 2020 in der Zeitschrift Advances in Chronic Disease Treatment veröffentlichte Studie zeigte, dass COPD-Patienten, die Zigaretten durch E-Zigaretten ersetzten, die Verschlimmerung ihrer Symptome um 50 % reduzierten.
Allerdings bergen E-Zigaretten auch Risiken: Personen, die nach einer Phase des E-Zigarettenkonsums wieder zu herkömmlichen Zigaretten zurückkehren, haben ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen. Laut einer Studie der Boston University aus dem Jahr 2022 verdoppelt sich ihr Risiko, Symptome wie Keuchen und Husten zu entwickeln.
Die Zukunft der Tabakkontrolle in China
Die Ergebnisse der Lancet-Studie zeigen, dass die gesundheitlichen Folgen des Rauchens in China in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich noch gravierender sein werden. Neben den gesundheitlichen Belastungen für die Einzelpersonen verursacht der Tabakkonsum auch erhebliche wirtschaftliche Kosten für das Gesundheitssystem. Angesichts der alarmierenden Zahlen fordern die Autoren der Studie eine Verschärfung der Tabakkontrollpolitik sowie verstärkte Bemühungen zur Förderung der Raucherentwöhnung.
Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören höhere Tabaksteuern, strengere Regulierungen für die Tabakwerbung und der verstärkte Einsatz von Hilfsmitteln wie E-Zigaretten, um Rauchern den Ausstieg zu erleichtern. Internationale Erfahrungen, etwa aus Großbritannien, könnten als Vorbild für China dienen, um die Herausforderungen des Tabakkonsums effektiver anzugehen.

Die alarmierenden Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Dringlichkeit, den Tabakkonsum in China einzudämmen. Rauchen ist nicht nur eine individuelle Entscheidung, sondern ein Problem von nationaler Bedeutung, das sowohl die öffentliche Gesundheit als auch die wirtschaftliche Stabilität betrifft. Während die Herausforderungen groß sind, bieten neue Ansätze wie E-Zigaretten Hoffnung für Millionen von Rauchern, die mit dem Tabakkonsum aufhören möchten. Nur durch entschlossenes Handeln und die Einführung umfassender Strategien kann China die wachsende Gesundheitskrise durch das Rauchen bewältigen und unzählige Leben retten.